
Warum ist das Jahr 2025 für Deutschland und Israel besonders?
Vor 60 Jahren nahmen Israel und die Bundesrepublik diplomatische Beziehungen auf. Nach den Schrecken der Shoa und dem ungeheuerlichen Leid, welches das NS-Regime dem jüdischen Volk zugefügt hatte, erschien eine solche Annäherung noch in den Gründungsjahren der beiden Staaten vollkommen undenkbar. Die tiefe Freundschaft, die beide Länder heute verbindet, ist daher ein großes Geschenk. Gekennzeichnet ist diese Freundschaft nicht nur durch eine enge politische und wirtschaftliche Zusammenarbeit, sondern auch durch intensive Kontakte auf allen Ebenen der Zivilgesellschaft – von sportlichen Begegnungen über zahlreiche Kooperationen in Kultur und Wissenschaft bis zu den mehr als 100 Städtepartnerschaften. Der Jugendaustausch begann bereits vor 70 Jahren mit ersten Reisen deutscher Jugendgruppen nach Israel.

Wie kam es zur Annäherung zwischen Deutschland und Israel?
Den Grundstein legte am 10. September 1952 das Luxemburger Abkommen, in dem die Bundesrepublik Deutschland Verantwortung für das Menschheitsverbrechen der Shoa übernahm und sich zur Zahlung von Entschädigungsleistungen verpflichtete. Am 14. März 1960 trafen mit Konrad Adenauer und David Ben-Gurion erstmals ein deutscher Bundeskanzler und ein israelischer Ministerpräsident zusammen. Das historische Treffen der beiden Politiker in New York steht bis heute symbolhaft für die Aussöhnung zwischen beiden Ländern. Am 12. Mai 1965 schließlich vereinbarten Bundeskanzler Ludwig Erhard und der israelische Ministerpräsident Levi Eschkol die Aufnahme diplomatischer Beziehungen.

Was macht die deutsch-israelischen Beziehungen heute aus?
Die deutsche Verantwortung für die Sicherheit Israels und seiner Menschen und für das jüdische Volk ist und bleibt ein Grundpfeiler deutscher Außenpolitik. Deutschland setzt sich weltweit für die Bekämpfung von Antisemitismus und für den Schutz jüdischen Lebens ein – damit sich ein Menschheitsverbrechen wie die Shoa nie wiederholt. Das 60. Jubiläum fällt in keine einfache Zeit: Seit den furchtbaren Terroranschlägen der Hamas am 7. Oktober 2023 steht Deutschland fest an der Seite Israels. Deutschland setzt sich weiterhin intensiv dafür ein, dass die von der Hamas noch immer gefangengehaltenen Geiseln endlich zu ihren Familien zurückkehren können, der Waffenstillstand in Gaza nach der jüngsten Eskalation wieder umgesetzt wird und der Wiedereinstieg in einen politischen Prozess hin zu einer Zweistaatenlösung beginnt, damit Israelis und Palästinenser in Frieden und Sicherheit Seite an Seite leben können.
Wie wird gefeiert?
Um 60 Jahre der Freundschaft zu würdigen, finden vielfältige Aktivitäten und Projekte in Deutschland und Israel statt. Veranstalter auf deutscher Seite sind neben der Bundesregierung viele Bundesländer, Städte, Kommunen und zivilgesellschaftliche Initiativen. Das Auswärtige Amt legt einen besonderen Schwerpunkt auf Einladungen, die den zivilgesellschaftlichen Austausch noch stärker ermöglichen sollen. So sind mehrere Reisen des Besucherprogramms mit insgesamt mehr als 70 Teilnehmenden geplant: Israelische Schriftsteller besuchen Berlin und die Frankfurter Buchmesse, israelische Bürgermeister sind zu einem besonderen Programm in Deutschland eingeladen. Der deutsche Botschafter in Israel, Steffen Seibert, trifft sich über das ganze Jahr hinweg auf dem Israelwanderweg mit Journalistinnen und Journalisten, Aktivistinnen und Aktivisten sowie engagierten Menschen aus der israelischen Zivilgesellschaft.
Zu den kulturellen Höhepunkten des Jubiläumsjahres gehört die Kooperation der Berliner Symphoniker und des Jerusalemer Symphonieorchesters mit Konzerten in Tel Aviv und Berlin. Die Erlöse kommen israelischen Studierenden zugute, die einen Austausch mit Deutschland planen. Eine Sonderausstellung des Ben-Gurion-Hauses in Tel Aviv in Kooperation mit der Konrad-Adenauer-Stiftung widmet sich den beiden Politikern und ihrer Freundschaft.

Warum steht die junge Zivilgesellschaft im Festjahr im Fokus?
Die deutsch-israelische Freundschaft ist zuallererst das Werk vieler engagierter Menschen in Deutschland und Israel. Der zivilgesellschaftliche Austausch, der seit den Anfängen stetig vertieft wurde, bildet auch heute und künftig die Basis für Verständnis und Dialog. Organisationen wie die Deutsch-Israelische Gesellschaft (DIG), das Deutsch-Israelische Zukunftsforum (DIZF) oder die Minerva Stiftung haben daran wesentlichen Anteil. Deshalb arbeitet das Auswärtige Amt im Jubiläumsjahr eng mit Partnerorganisationen zusammen und stellt Projektmittel bereit.
Um ein starkes öffentliches Zeichen für die Beständigkeit und die Zukunft der deutsch-israelischen Beziehungen zu setzen, wird das DIZF das ganze Jahr über Treffen junger Erwachsener aus beiden Ländern organisieren, die sich in Projekten und Vereinen für ihre Zivilgesellschaft engagieren. Vom 8. bis 13. Mai 2025 findet außerdem der Deutsch-Israelische Jugendkongress in Berlin statt. Junge Menschen aus Israel und Deutschland sind eingeladen, sich zu treffen und ihre Erfahrungen aus bisherigen Austauschprojekten zu teilen. Welche Begegnungen haben sie geprägt? Welche Interessen verbinden sie heute? Und welche Perspektiven sind für die Zukunft relevant?
60 Jahre deutsch-israelische Beziehungen – Meilensteine
- 1952: Luxemburger Abkommen
- 1955: Erste Jugendgruppen reisen nach Israel
- 1960: Treffen zwischen Konrad Adenauer und David Ben-Gurion
- 1965: Aufnahme diplomatischer Beziehungen
- 1966: Erste Städtepartnerschaften
- 1985: Erster Staatsbesuch des deutschen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker
- 2007: Gründung des Deutsch-Israelischen Zukunftsforums
- 2025: 60 Jahre diplomatische Beziehungen / 70 Jahre Jugendaustausch