US-Medien berichten über „zerfallendes Deutschland“ – dann wird die AfD zum Thema

„Deutschland zerfällt gerade – und zwar buchstäblich“ lautete die Schlagzeile der New York Times (NYT) in der vergangenen Woche. Ausgerechnet das Land, das einst für seine industrielle Stärke, seine Hochgeschwindigkeitsautobahnen und grenzenlose Effizienz gerühmt wurde, sei gerade am Zerbröckeln, heißt es in dem Leitartikel.

Aus Angst vor Schulden hätten frühere Regierungen jahrzehntelang zu wenig in die Infrastruktur investiert, wird den amerikanischen Lesern erklärt. Jetzt biete die Aufhebung der Schuldenbremse der Regierung neue Chancen.

NYT nennt „Shopping List“ für Deutschlands Infrastruktur

Der NYT-Artikel nennt eine ganze „Shopping List“, wofür die bereitgestellten Milliarden ausgegeben werden sollten. Allen voran: die deutschen Straßen. 

„Viele Straßen und Brücken in Deutschland wurden nach dem Zweiten Weltkrieg schnell und billig aus dem Boden gestampft. Davon zerbröckelt gerade vieles, manchmal still und leise und manchmal aufsehenerregend – so wie ein Teil der Brücke in Dresden, die im September in den Fluss stürzte.“

Das Bild, das die NYT von Deutschlands Bildungsstätten zeichnet, fällt nicht weniger angsteinflößend aus: „Die Schulen zerfallen“. Von einstürzenden Fenstern, undichten Toiletten und herabfallenden Dächern ist die Rede.

Viele Schulen seien dringend sanierungsbedürftig. Als Beispiel wird ein Berliner Gymnasium genannt. Starke Windböen hatten dafür gesorgt, dass die Fenster aus mehreren Stockwerken in den Schulhof stürzten.

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US-Medien: Pünktlichkeit der Bahn schon lange ein Scherz“

Die Deutsche Bahn bekommt ebenfalls ihr Fett ab: „Die Pünktlichkeit der deutschen Züge ist schon lange ein Scherz. Sie ist mittlerweile so schlecht, dass eine neue Definition von Verspätung eingeführt wurde. Und das ist kein Witz“, erfahren die amerikanischen Leser.

Obwohl ein Zug nun auch mit sechs Minuten Verspätung noch als pünktlich gelte, war 2024 das schlechteste Jahr in Sachen Pünktlichkeit seit zwei Jahrzehnten. „Selbst bei großzügigeren Berechnungen kamen im vergangenen Jahr 37,5 Prozent aller Fernzüge verspätet an.“

Achtzig Prozent dieser Verspätungen seien auf Infrastrukturprobleme zurückzuführen. Nun habe man große Gleisbauprojekte sowie eine Schienennetzmodernisierung geplant. Trotzdem warnt die Tageszeitung: Zu viel deutsche Bürokratie und der Fachkräftemangel könnten die notwendigen Investitionen weiterhin behindern.

Das neue Deutschland sieht aus wie das alte

Über ein ganz anderes Thema wird in einem anderen NYT-Bericht gespottet: den auffälligen Frauenmangel in Friedrich Merz’ Kreisen. Unter „Bereit für den politischen Wandel“ habe Markus Söder kurz nach Merz’ Wahlsieg ein Gruppenbild des neuen Kanzlers mit fünf Spitzenpolitikern auf Instagram gepostet.

„Das Foto zeigt sechs weiße Männer mittleren Alters, die um einen Tisch mit Snacks sitzen“, so die NYT. „Der einzige sichtbare Kompromiss an moderne Empfindsamkeiten: Die Hälfte der Männer trägt keine Krawatte.“ Laut diesem Foto würde ein neues Deutschland dem alten doch bemerkenswert ähnlich sehen.

Regierung ohne Vision gegen die AfD

In einem weiteren Artikel zur designierten schwarz-roten Regierung bemängelt die Tageszeitung: „Kritiker befürchten, dass der Regierung die nötige Vision fehlt, um Deutschland aus der Wirtschaftskrise zu führen und den Aufstieg der AfD zu stoppen.“

Viele Deutsche hätten ihr Vertrauen in Friedrich Merz nach der Wahl sukzessive verloren: „Sie sind misstrauisch gegenüber seinen neuen Ausgabemaßnahmen und finden, er habe seinem Koalitionspartner zu viele Zugeständnisse gemacht.“

Neue Umfragewerte, wonach die AfD sogar vor den Unionsparteien liegt, seien alarmierend: „Das war die erste Umfrage seit dem Ende der Nazizeit, die eine rechtsextreme Partei an der Spitze zeigt.“

WSJ: Deutsche verlieren das Vertrauen in Merz

Auch das „Wall Street Journal“ (WSJ) berichtete über den neuen AfD-Umfragerekord. „Deutsche zeigen einfach keine Begeisterung für Herrn Merz“, erklärt das Blatt. Vor allem konservative Wähler würden ihm die Kehrtwende in der Finanzpolitik übelnehmen. Dazu wird eine Forsa-Umfrage angeführt, derzufolge 60 Prozent aller Wähler Merz als Kanzler für ungeeignet hielten.

Das konservative Wirtschaftsblatt warnt: Obwohl Merz sich erst in vier Jahren einer neuen Wahl stellen müsse, könnten herbe Verluste bei wichtigen Landtagswahlen die Unterstützung für seine Regierung auf die Probe stellen. Schließlich habe auch der rapide Rückgang der Unterstützung in der Bevölkerung die letzte deutsche Regierung früher als geplant zum Scheitern gebracht.

Deutsche Wirtschaft schrumpft erneut

Und weiter: Nach der Aufhebung der Schuldenbremse hatten Ökonomen Deutschland ein positives Wachstum prognostiziert. Doch aufgrund von Donald Trumps angekündigten Strafzöllen „erwarten viele, dass Deutschlands exportabhängige Wirtschaft besonders stark betroffen sein wird.“

Statt sich also, wie ursprünglich geplant, um 0,2 Prozent zu erholen, so das WSJ, dürfte die deutsche Wirtschaft nun das dritte Jahr in Folge schrumpfen.